Studie zu Retinopathie

Möglichst niedriger HbA1c extrem wichtig für Augen und Nieren

Schadet auch ein leicht erhöhter HbA1c-Wert bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes über längere Zeit Augen und Nieren? Ja, so das Ergebnis einer schwedischen Studie.

Der Zielwert für HbA1c liegt in den meisten Ländern bei 6,5 bis 7,5 Prozent. Für Familien mit Kindern mit Typ-1-Diabetes bedeutet das einen oft schwierigen Balanceakt. Den Langzeitblutzucker niedrig zu halten bedeutet Stress und das Risiko für Unterzucker steigt.

Eine Studie aus Schweden an über 10.000 jungen Menschen mit Diabetes Typ 1 unterstreicht jetzt die Wichtigkeit möglichst niedriger HbA1c-Werte. Ganze 20 Jahre lang wurden hier betroffene Kinder und Jugendliche immer wieder in Hinsicht auf Schäden an den Augen und Nieren untersucht. Zu Beginn der Studie lag das Durchschnittsalter bei 14 Jahren. Der Zeitraum, in dem die einzelnen Teilnehmer überwacht wurde, lag bei zwölf Jahren. Der HbA1c-Wert wurde im Mittel zwei bis drei Mal pro Jahr bestimmt.

Risiko bereits erhöht bei HbA1c zwischen 7,0 und 7,4 Prozent

Verglichen mit HbA1c-Werten zwischen 6,5 und 6,9 Prozent war bereits für Werte zwischen 7,0 und 7,4 Prozent die Odds Ratio (siehe Kasten) für eine Retinopathie auf 1,31 erhöht. Das heißt also, dass bei einem erhöhten HbA1c die Wahrscheinlichkeit für eine Retinopathie um das 1,31-fache erhöht ist.

Die diabetische Retinopathie ist eine Erkrankung der Netzhaut im Auge. Bei zu hohen Zuckerwerten werden die kleinen Blutgefäße geschädigt. Dadurch wird die Netzhaut zunächst unbemerkt geschädigt. Im Extremfall führt dies zu Erblindung. Da die diabetische Retinopathie nur verzögert und im besten Fall gestoppt werden kann, ist die Vorbeugung wichtig.

Die Odds Ratio für eine Mikroalbuminurie war hier auf 1,55 erhöht. Mikroalbuminurie bezeichnet die Ausscheidung erhöhter Mengen an Albumin mit dem Urin, die bei Menschen mit Diabetes besonders häufig auftritt. Die Höhe der Ausscheidung an Albumin ist ein Risikofaktor für das spätere Auftreten einer Nierenerkrankung, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen.

Bei HbA1c über 8,6 Prozent extrem erhöhtes Risiko

Das Komplikationsrisiko stieg bei höheren HbA1c-Werten drastisch an und lag bei Spiegeln über 8,6 Prozent für eine Retinopathie bei 5,98. Das bedeutet, dass Menschen mit einem HbA1c von über 8,6 rund sechsfach so oft an einer Retinopathie erkranken wie Menschen mit einem normalen HbA1c. Was die Makroalbuminurie betrifft war das Risiko rund 3,5-fach erhöht. Demgegenüber steht ein lediglich um den Faktor 1,34 erhöhtes Risiko für Unterzucker bei HbA1c-Werten unter 6,5 Prozent.

Schweden liegt - was die Häufigkeit an Diabetes vom Typ 1 betrifft - nach Finnland auf Platz 2. Trotz einer guten medizinischen Versorgung verfehlten im Rahmen dieser Studie über drei von vier Kindern den Zielwert für HbA1c. Dies spricht dafür, dass künftig eventuell durch kontinuierliches Glukose-Monitoring der HbA1c noch genauer angepeilt werden kann ohne das Risiko für Unterzucker zu erhöhen.

 

Was bedeutet Odds Ratio?

Die Odds Ratio ist ein Chancenverhältnis, die Informationen darüber gibt, wie eng zwei Merkmale miteinander zusammenhängen. Das Chancenverhältnis wird häufig in der Medizin verwendet, um zu erfahren, wie stark ein vermuteter Risikofaktor mit einer bestimmten Erkrankung zusammenhängt, in diesem Fall der HbA1c-Wert mit der diabetischen Retinopathie und Mikroalbuminurie.